...Freud lauert in jedem Detail, und die Requisiten werden zu symbolischen Verrätern ihrer Nutzer...
Katrin-Bettina Müller, 08.10.2002
...So nähert sich das Ensemble den für Außenstehende meist befremdlichen Spielregeln und bizarren Ritualen in der lieben Verwandtschaft. Aus den heiligen Bräuchen und den eingeschliffenen Mustern versuchen sie, die Matrix dessen zu entschlüsseln, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ohne Angst vor Klischees, heißen Eisen und den bekannten Traumata. Familienfeiern inklusive...
Irene Bazinger, 02.10.2002
...Ist es zu spät, um früh anzufangen?“ Ratlos fragt sich das ein junger Mann... Wie auf rohen Eiern bewegen sich die Darsteller, auf und vor einer himmelblauen Multifunktionsbox (Bühnenbild: Oliver Proske). Businessanzüge, verkrampftes Grinsen, korrektes Benehmen – der langsame Eiertanz zu leiser Musik verrutscht immer wieder ins Groteske und in die (Körper-) Schräglage...
Gabriella Lorenz, 14.09.2002
...In Eggs on Earthkönnten Nicos Navigatoren die Vorgesetzten und Angestellten irgendeines multinationalen Konzerns sein. Ihr Boss, der unerreichbare Fock, ist dort oben damit beschäftigt an den Wolken der Geschäftswelt zu kratzen. Bevor sie auf die Bühne kommen geben sie eine erste Lehrstunde über korrektes Firmenbenehmen in einem ironisch vorgetragenem Tanzgebet bei dem die Turnschuhe blank gewienert werden...
Jean-Louis Perrier, 26.03.2002
...Die Übung erfolgt aus einer totalen Bewegungslosigkeit der Schauspieler, um dann stummes Spiel und Gesten so subtilen wie ergiebigen und abgerundeten Ausdrucks zu verwirklichen. All das geschieht in einem langsamen Tempo, einem vehementen „pianissimo“, das den Zuschauer bedrückt und ihn mit der inneren Unruhe ansteckt, unter denen die fiktiven Personen leiden...
Julio Martínez Velasco, 27.01.2003
...Immer geht es bei Nico um Dinge und unsere Haltungen zu ihnen; und wie sich unsere Haltungen in die Dinge hineingraben; und wie unsere Haltungen zu Sätzen und diese Sätze wiederum zu Dingen werden. Die dann so aussehen wie Proskes genial dienstfertige Entfremdungskästen.
Wenn es also diesmal, um die Familie geht, dann geht es wieder um die Formationen und Deformationen, die jeder der sieben Navigators in seiner eigenen Primärgruppe mitbekommen hat, sind sie wieder so zur Form besänftigt,...
Ulrich Deuter, 07.12.2002
...In der neuen Unübersichtlichkeit ist offenbar kein Platz für menschliche Wegweiser und Pfadfinder, es sei denn, sie würden sich "Nico and the Navigators" nennen und das Problem der allgemeinen Orientierungslosigkeit als selbstbewußte Stellvertreter zielstrebig ausleben... Nicola Hümpel hat sich mit nur drei Inszenierungen zum Publikums - und Kritikerliebling der Berliner Off-Bühnen entwickelt... Ausgerechnet mit diesem fröhlichfrechen Sprach- und Bilderrätsel ist der Durchbruch endgültig...
Andreas Hillger, 12.10.2000
...Natürlich ist man als Zuschauer sofort bereit, diese sieben Spieler, vier Frauen, drei Männer, als eine Familie zu verstehen. Aber es wird keine Familiensaga erzählt und auch kein Familienrat abgehalten. Wenn man unbedingt will, kann man einzelne Motive des bürgerlichen Familienlebens identifizieren. Etwa das morgendliche Hereinschlurfen im Bademantel... Nico and the Navigators sind ja inzwischen so etwas wie Kult...
Peter-Hans Göpfert, 05.10.2002
...Nicos Navigatoren steckt die Krise, in die unsere modernen Zeiten den Einzelnen immer wieder stürzen, deutlich in den Knochen: die Übermacht der Gegenstände einerseits, die man in klassenkämpferischen Zeiten vielleicht noch „Waren“ genannt hätte. Aber auch die virtuellen Gegenwelten haben bei den schönen jungen Menschen zu deutlichem Substanzverlust an Körper und Seele geführt... Und so fechten Nico and the Navigators fast zwei Stunden mit den Dingen einen seltsamen Kampf um die...
Esther Slevogt, 16.07.2001
...In einem an Perfektion grenzenden, gesetzmäßig rhythmisierten Ablauf werden Dinge präsentiert, nachdem sie ihrer eingeschriebenen Bedeutung enthoben und ihrem Zweck entfremdet wurden. Die Definitionsmacht des Menschen über die Dinge wird durch den naiven, vorurteilsfreien Blick entkräftet, und ohne den vorgegebenen Verwendungszweck werden diese Dinge zu Rätseln...
Ulrich Seidler, 16.07.2001
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